Donnerstag, 5. Juni 2014

Once upon a time I realized...

... sex is "EEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEW!"

Als ich ungefähr 12 war, in die 6. Klasse ging und noch keine Ahnung haben wollte, woher ich komme und wie genau "DAS" Alles so funktioniert war ich genau der obrigen Überzeugung.

Jetzt bin ich 17, mache nächstes Jahr mein Abi, Sex ist für mich das alltäglichste Thema der Welt geworden (Sex sells und so) und bin mir der möglichen Folgen von Sex bewusst, auch wenn ich mir darüber keine Sorgen machen will/muss/sollte.

Wie dem auch sei: Zu meiner "Tätigkeit" als Schülerin, Trainerin und Freundin, bin ich auch noch Patin einer zuckersüßen 6. Klasse. Sie sind. unbeschreiblich. Seit 2 Jahren begleite ich diese Würmchen jetzt mit 6 weiteren Jungs und Mädels aus meiner Stufe und ehemaligen Klasse. Wir waren gemeinsam auf schon 2 Klassenfahrten, in etlichen Theateraufführungen und überall, wo wir mit ihnen hinkonnten.

Zu unserer Aufgabe als Paten gehört es auch, z.B. Karnevals- und Halloweenpartys zu organiseren und eben auch beim, in der 6. Klasse anliegenden, Sexualaufklärungsprojekt mitzuhelfen. Und das haben wir getan.

Nun Gut, am ersten Tag fragte sich jedes Kind am Ende: Was hat das jetzt mit Sexualkunde zu tun!?

Der 1. Tag betrifft in erster Linie die Ranführung an das Thema. Man beginnt mit Spielen im Klassenraum, wie: Ich sitze im Grünen und liebe ganz heimlich, oder das alt-bekannte "Rückspiel", bei dem man sich auf Signal auf den Schoß des Sitznachbarn setzen muss. Da unsere Kurzen das gewöhnt sind, weil es nahezu bei jedem "Event" zu solchen Spielen kommt, war das Alles kein Problem. Danach sind wir in unseren Veranstaltungsraum gegangen, in dem auch verschieden Spiele oder eher Projekte vorbereitet waren. 2 Rollenspiele, eine Mind-Map zu Mädchen-/ und Jungen-Stereotypen und was die Kids dazu denken und zu guter letzt eine Übung, in der Formulierungen zu finden waren, die "Ich liebe..." ersetzen können. Im Großen und Ganzen für uns als Betreuer furchtbar einfach, für die Kinder einfach stinklangweilig :D
Den Abschluss bot eine Fragerunde. Dazu gingen wir weiblichen Paten mit den Mädels der Klasse wieder in den Klassenraum, die Jungs, inklusiver der männlichen Paten, blieben im Veranstaltungsraum und besprachen sich dort. Die Klasse hatte nun die Chance, das andere Geschlecht anonym auszufragen. Über ALLES, was sie wollten. Eine Antwort fand ich einfach unfassbar süß. Ich kann nur von den Antworten auf die Fragen der Mädels sprechen, aber die eine, die ich meine ging ungefähr so: "Wann wollt ihr Kinder bekommen? - Wenn man eine Arbeit hat, wenn man verheiratet ist, sich alle Wünsche erfüllt hat und sich danach fühlt."
Ich musste etwas schmunzeln, weil ich noch ganz genau weiß, dass ich exakt die Gleiche Vorstellung hatte, wie die Jungs jetzt. Und nach dem Tag haben wir Paten natürlich auch noch miteinander gesprochen: Die Jungs hatten genau die Gleichen Gedanken zu dem Thema, nach wie vor. Ok, Das mit den "Wünsche erfüllen" hat sich bei uns "Großen" etwas geändert, aber so im Groben und Ganzen wünschten wir uns alle eine sichere Atmosphäre, ein Netz, das uns auffängt, wenn wir im Kinderstress stecken sollten.
Momentan kann ich mir das echt noch nicht vorstellen, mit einem Wurm in mir drin rumzurennen, aber ohne Kinder. Geht es einfach nicht ;) Da kommt dann jetzt wieder die 17-Jährige in mir durch. Wer träumte oder träumt in meinem Alter nicht davon, eine Familie zu gründen und ihr Sicherheit bieten zu können?

Zu Beginn dieses Projekts war ich definitiv skeptisch, da meine Klasse ihre Pausen gerne mal vor dem Handybildschirm verbringt, grandios den "Penis der Woche" feiert und generell viele sexistische Anspielungen an den Tag legt. Meine Klasse war mit Sicherheit nicht anders, ich war aber generell immer diejenige, der das Alles recht wurscht war, da ich durch meine drei älteren Geschwistern gut Bescheid wusste, ob ich wollte oder nicht. Jedenfalls dachte ich niemals, dass diese frühpubertären Jugendlichen sich mal auf etwas einlassen, dass ihnen vorerst nichts bringt und ihnen selbst sogar als mehr als langwielig erscheint.

Auf den nächsten Tag, den Mittwoch, freuten sich alle, denn da ging's "zur Sache" (Zitat von einem Jungen :D ). Kondome, Tampons und Binden, Pille und Videos dienten zur Veranschaulichung. Ich konnte mich gut an diese Stationen erinnern und wusste noch genau, wie ernst ich alles nehmen wollte, aber immer wieder in einen kurzen, aber heftigen Lachanfall geriet. Nicht allein im Übrigen. und auch in diesem Punkt wurde ich überrascht: Die Kurzen nahmen (fast) jede Station unfassbar ernst.
Bei der Station mit den Kondomen musste jeder einmal "probieren", wie denn das überziehen so funktioniert. Das war bei einigen wenigen die Grundlage für Scham, Gelächter und Ekel-Gänsehaut, bei einigen aber auch (vor Allem bei den Jungs) für extreme Neugier. Da war ich dann echt froh, dass ich nachher nur die Fragen dern Mädels gehört habe und nicht die, die die Jungs den großen Jungs gestellt haben.
Diese Fragerunden waren nämlich der Abschluss des Projekts: Die kleinen Mädels fragen die großen alles, was sie wollen. Bei den Jungs war es genauso. Beantworten MUSSTEN wir nichts, aber da wir uns untereinander viel anvertrauen haben wir den Mädels und auch den Jungs einiges erzählt, was uns mal wieder auf's neue zusammengeschweißt hat.

Und was ich am Ende des Projekts gelernt hab: "Generation Handy" ist nicht sooooo viel anders. Ich bin einfach älter. Und diese Einsicht fällt mir manchmal unfassbar schwer. Ich weiß immernoch eins zu eins, wie ich früher als Klein-Joana in den gleichen Räumen stand, wahnsinnig aufgeregt war, weil es ja doch irgendwie komisch war, gleichzeitig aber auch auf unfassbar cool getan habe, weil ich ja "schon alles wusste".

Letztenendes habe ich erst beim 2. Projekt gemerkt, wie sehr es mir beim 1. Mal (höhö, ich meinte das 1. Projekt ;) ) geholfen hat. Ich denke nämlich, dass Aufklärung verdammt wichtig ist, Jungs zeigen sich unwahrscheinlich einsichtig, wenn es um die Periode der Mädels geht und die Mädchen sehen ein, dass Kondome vielleicht auch mal SIE betreffen. Das war mir bis dahin echt nicht klar. Und sagen wir so, bis es soweit war, egal, was ich jetzt meine, hatte ich das Projekt verdrängt. Und trotzdem war ich darauf vorbereitet, NEIN zu sagen, wenn mir etwas nicht passte oder ich etwas nicht wollte. Ich wusste, wo ich mich anfassen lassen wollte und wo nicht. Ich denke, den Kindern so etwas unbewusst mit auf den Weg zu geben, ihnen den Spaß daran zu lassen, sie Sicherheit spüren zu lassen. Genau das ist die Art, wie es den kommenden Generationen vermittelt werden soll. Sowohl die "Mein Körper gehört mir" - Campagne in den Grundschulen, als auch die Sexualerziehung in der Schule, der wohlbemerkt 2. Sozialisationsinstanz nach Hurrelmann ist, kommt an. Und muss fortgeführt, wenn auch teilweise verändert und individualisiert werden.

Däumchen nach oben für AUFKLÄRUNG!


Eure oana 

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